Anderthalb Wochen vor dem 18. Mai 2025, dem Tag der offiziellen Hessenmeisterschaft 2025 der WAKO Hessen, stand die Durchführung der Veranstaltung plötzlich auf der Kippe. Ursprünglich war das Turnier in der Sporthalle in Wieseck geplant. Auf Grund eines Unfalls in der Sporthalle am Ried und der damit einhergehenden Teilsperrung musste aber schnell ein neuer Austragungsort her (die GA / GAZ berichtete). Die Veranstalter der TSG Blau-Gold Gießen kamen kurzzeitig ins Schwitzen. Der Landkreis Gießen zögerte jedoch nicht lange, sprang ein und stellte mit der Sporthalle der Adolf-Reichwein-Schule in Pohlheim eine geeignete Halle zur Verfügung und sorgte damit dafür, dass die Veranstaltung im Umkreis von Gießen bleiben konnte.
Dies war auch deswegen besonders erfreulich, da die diesjährige Hessenmeisterschaft auf mehrere Arten eine besondere Veranstaltung war. Zum einen gab es einen Nennrekord mit den meisten Nennungen, die der Landesverband bisher bei einer Hessenmeisterschaft verzeichnen konnte. Zudem konnte der Ringsport (Vollkontakt und K1) wieder eine prominentere Rolle einnehmen als noch in den Vorjahren. Schließlich war die Hessenmeisterschaft in diesem Jahr auch deswegen einzigartig, da sie mit dem 40-jährigen Jubiläum des Hessischen Kickboxverbandes e.V. zusammenfiel und den Rahmen für die Feierlichkeiten bot. Dabei ließ es sich der Hessische Kickboxverband e.V. nicht nehmen, die Gründungsmitglieder für ihre besonderen Leistungen zu ehren.
Die Veranstaltung wurde durch den Präsidenten des hessischen Kickboxverbandes, Oliver Hahl, den stellvertretenden Vorsitzenden der TSG Blau-Gold Gießen e.V., Dr. Steffen Hofacker und die Landrätin des Landkreises Gießens, Anita Schneider eröffnet. Sie betonte in ihrem Grußwort die zentrale Rolle des Sports und der Sportförderung. Daher sei der Landkreis natürlich sofort bereit gewesen, der TSG in einer solchen Notsituation zur Seite zu stehen und eine Halle zur Verfügung zu stellen.
Dem Grußwort schloss sich eine besondere Vorführung der Inklusionssportler des mit der TSG-Kickboxabteilung befreundeten Vereins Wydad Budo-Fitness e.V. aus Frankfurt an, die zeigte, dass Kickboxen mehr als nur ein Wettkampfsport ist und auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen offensteht. Dabei handelt es sich um eine Herzensangelegenheit des Präsidenten der WAKO Hessen, Oliver Hahl. Bevor die Kämpfe um die Hessenmeistertitel los gingen, heizten die Rock‘n Roller der TSG die Stimmung der Halle nochmals an.
Dann gingen die rund 180 Sportler in über 80 Kategorien an den Start. Insgesamt gab es am Wettkampftag 231 Starts. Ein langer Tag, an dem viele hochkarätige Kämpfe geboten wurden. Die Sportlerinnen und Sportler hatten sich zuvor im Rahmen der Bezirksmeisterschaften Nord und Süd für die Teilnahme an der Hessenmeisterschaft qualifiziert. Einige Sportler traten gleich in mehreren Kategorien an. Gekämpft wurde in den Disziplinen Leichtkontakt, Pointfighting, Kick-Light, Vollkontakt und K1 in den Altersklassen U 13 bis hin zu den Veteranen. Sportler aus 23 Vereinen aus ganz Hessen waren am Start, um sich für die vom 6.6. bis 8.6. in Leipzig stattfindende Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.
Auch die TSG-Sportler Aslinur Koc und Josef Lück standen auf der Matte und überzeugten mit ihrem sportlichen Können. Sie konnten sich beide sicher für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Aslinur Koc zeigte eine großartige Leistung und konnte sich nach einem souveränen Sieg gegen Mariam Aouragh (Budo-Do-Tameshi e.V. Darmstadt) in der Vorrunde in einem packenden und sehr knappen Finale mit Tabea Freudenstein des Falcon Fighter Teams Schwalm-Eder in der Kategorie Pointfighting, Junioren -60 kg den Titel der Hessenmeisterin sichern. Josef Lück startete im Pointfighting und Leichtkontakt und wurde in beiden Kategorien Vize-Hessenmeister. Insbesondere im Leichtkontakt (Junioren, -84 kg) konnte er eine tolle Leistung gegen den starken und am Ende überlegenen Gegner Lasse Schenberger (ebenfalls Falcon Fighter Teams Schwalm-Eder) zeigen, der Mitglied des Nationalkaders ist und in der Vergangenheit bereits World Cup Siege erringen konnte.
Abgerundet wurde der Tag mit den Ehrungen der Welt- und Europameister/innen aus den letzten 40 Jahren, die für hessische Vereinen starteten. Dies war auch für die jungen Sportler etwas ganz Besonderes, die nun ihre Vorbilder einmal in live sehen konnten. Die Legenden des Sports standen alle gemeinsam im Ring. Auch viele der älteren Kickbox-Generation waren der Einladung des HKBV e.V. gefolgt, um mal wieder Wettkampfluft zu schnuppern und den Preis persönlich entgegenzunehmen. Obwohl leider nicht alle kommen konnten, zeigte dies anschaulich, wie stark der Hessische Kickboxverband aufgestellt ist und auf welche Historie man in der WAKO Hessen zurückblickt.
Für die TSG´ler geht nach der erfolgreichen Hessenmeisterschaft das Training umgehend weiter, um bestmöglich vorbereitet zur Deutschen Meisterschaft nach Leipzig zu reisen.
Fotos
- Landrätin Anita Schneider bei der Eröffnung
- Ehrung der Gründungsmitglieder v.l.n.r.: Andreas Riem, Michael Ivanovic, Jimmy Iwinski, Helga Regner, Armando Regner, Peter Hainke, Oliver Hahl
- Die Welt- und Europameister/innen aus den letzten 40 Jahren, die für hessische Vereinen starteten
- Aslinur Koc gegen Mariam Aouragh
- Aslinur Koc gegen Mariam Aouragh